02.10.2019 – Der 2. Oktober markiert den Internationalen Tag der Gewaltlosigkeit und den Geburtstag des Revolutionärs, Widerstandskämpfers Pioniers der „non-violence“-Strategie und -Philosophie Mahatma Gandhi. Diesen Tag nahm erstmals die UN-Generalversammlung im Jahr 2007 zum Anlass, Gandhi und seiner prägenden Taten zu gedenken und im Zuge dessen, global ein Bewusstsein für die Gewaltlosigkeit zu schaffen.

Internationaler Tag der GewaltlosigkeitDie UN-Generalversammlung begann 2007 mit dem Gedenken an diesen Tag, um einerseits das Bewusstsein zu schärfen und andererseits die Öffentlichkeit über den Grundsatz der Gewaltlosigkeit aufzuklären. Um die Notwendigkeit der Gewaltfreiheit nicht nur zu betonen, sondern auch vertraglich festzuhalten, verabschiedeten die Staatsvertreter_innen aller UN-Mitgliedsländer eine Resolution. Die Resolution bekräftigt die universelle Relevanz der Gewaltfreiheit und das Ziel, eine „Kultur des Friedens, der Toleranz, des Verständnisses und der Gewaltlosigkeit“ zu schaffen.

Mohandas Karamchand Gandhi, bekannt als Mahatma Gandhi, wurde neben seinem Einsatz für Gleichberechtigung und gegen Rassentrennung in Südafrika, vor allem als der politische und geistige Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung bekannt. Gandhi etablierte damit die Gewaltlosigkeit als zielführende Protestform sowie eine Kultur von Bürgerrechtspraktiken, wie friedliche Märsche und Hungerstreiks.

Einer der bekanntesten Vertreter gewaltfreier Kämpfe ist neben Gandhi Martin Luther King Jr., der sich während der Bürgerrechtsbewegung in den Vereinigten Staaten in den 1950er und 1960er Jahren von Gandhis Strategie und Philosophie inspirieren ließ.

Diese Philosophie der Gewaltlosigkeit ist die Grundlage unserer Arbeit bei pbi. Wir sind überzeugt, dass ein dauerhafter Frieden und eine nachhaltige Konfliktlösung nur mit friedlichen Mitteln erreicht werden können. Insofern lehnen wir jegliche Form der Gewalt — unabhängig davon, aus welchen Motiven — kategorisch ab. Daher ist pbi bestrebt, jegliche Ungerechtigkeit und Gewalt zu überwinden, um auf dem Fundament von geschützten, erfüllten und respektierten Menschenrechten friedliche Gemeinschaften aufzubauen. Um diese Basis zu gewährleisten, ist der Schutz der Menschenrechtsverteidiger_innen unabdingbar.

Auch in der Praxis lehnt pbi jede Form der Bewaffnung ab, sodass gewaltfreie Schutzbegleitung oder andere unterstützende Maßnahmen nur bei Einzelpersonen oder Organisationen ergriffen werden, wenn jene unser Verständnis von Gewaltfreiheit und Frieden teilen.

Darüber hinaus arbeitet pbi auch intern im Konsens, wobei vor allem die transparente Kommunikation und die Partizipation aller von großer Bedeutung ist. Wir verstehen diese Form der Entscheidungsfindung als notwendig für die Vermeidung von Konflikten. Dies ermöglicht es uns, mit unseren internen Entscheidungsprozessen und unseren Prinzipien kohärent zu sein. Diese Werte und Überzeugungen verbreitet pbi, lokal wie global, indem alle Menschen, die pbi durchlaufen, so geschult werden, dass die Bedeutung der Gewaltlosigkeit so verstanden wird, dass diese auch im alltäglichen Leben erkannt und aktiv integriert wird. So vermittelt pbi neben der Teilhabe in der Organisation, auch das Verständnis, wie man in einer friedvollen Gemeinschaft miteinander umgeht.

pbi unterstützt Menschenrechtsverteidiger_innen dabei, ihre Arbeitsräume mit gewaltfreien Mitteln zu schützen. Ein Beispiel für die erfolgreiche Arbeit von uns ist der Einsatz in Kolumbien mit der Friedensgemeinschaft San José de Apartadó. pbi begleitet die Friedensgemeinschaft seit 1999.

Die Geschichte der Friedensgemeinschaft in Kolumbien fand ihren Ursprung in der Gewalt, die in der Region San José de Apartadó seit Jahren andauerte. Apartadó liegt in der Subregion Urabá im Nordosten Kolumbiens. Es handelt sich um einen wirtschaftlich strategischen Standort für die vielen sich bekämpfenden Gruppierungen, wie Guerillagruppen, paramilitärische Kräfte, die nationale Armee und private Unternehmen, da das Klima den wirtschaftlich lukrativen Anbau von Bananen, Kochbananen und Kakao ermöglicht. Die Zivilbevölkerung befindet sich folglich zwischen den Fronten dieses Konflikts, sodass sie am stärksten von der Gewalt betroffen ist.

Der Konflikt begann, als bewaffnete Akteure die Vertreibung der Bauerngemeinschaft erzwangen. Diese Bauerngemeinschaft initiierte jedoch 1997 die Friedensgemeinschaft von San José de Apartadó und erklärte sich mit der Ablehnung der Präsenz bewaffneter Gruppen und einer Unterstützungsverweigerung als neutral.

Seitdem ist die Friedensgemeinschaft zahlreichen Bedrohungen und Angriffen gegen ihre Souveränität und Prinzipien ausgesetzt. Das gewaltvollste Massaker, dem sie ausgesetzt waren, fand 2005 statt und kostete das Leben von acht Menschen, sieben davon waren Mitglieder der Friedensgemeinschaft. Dieses Beispiel zeigt, dass gewaltfreier Kampf nicht immer die gleiche Behandlung als Gegenleistung zur Folge hat. So wurden auch Gandhi und King wegen ihres Aktivimus ermordet.

Die Präsenz von pbi unterstützt die Menschen in Apartadó dabei, trotz des anhaltenden Risikos für Frieden und Freiheit zu „kämpfen“, indem sie Pflanzen wie Kakao anbauen und die Produkte in europäische Länder exportieren.

Bemühungen für den Aufbau von Frieden sind nur dann möglich, wenn einerseits weltweit die Öffentlichkeit den Status quo der Menschenrechtsverteidiger_innen mit verfolgt und die Betroffenen andererseits das Gefühl haben, nicht allein und verloren zu sein. Wie Gandhi einmal sagte: „Inmitten des Todes besteht das Leben weiter. Inmitten der Unwahrheit bleibt die Wahrheit bestehen. Inmitten der Dunkelheit bleibt das Licht.“ Gewaltlosigkeit bietet Optimismus, Solidarität und Brüderlichkeit, auch in Zeiten der Gewalt.

Text: Lea Scholz Button_jetzt spenden